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Wenn ich mal zurückdenke an meine Zeit als Student, dann stelle ich immer wieder fest, dass ich mich stärker an die Partys und an den Lifestyle selbst als an mein Soziologiestudium erinnern kann. Letztendlich war das Soziologiestudium an und für sich auch nichts anderes als ein Selbststudium für mich. Ich erinner mich zum Beispiel noch an ein Gespräch mit meinen Kommilitonen seinerzeit nach einem ziemlich sinnfreien Praxisseminar. Dieses glich eher einem Call-Center-Arbeitstag und wurde “praktisch” inhouse an der Uni durchgeführt, was uns leider keinen Mehrwert lieferte. Ich meinte damals zu eben diesen Weggefährten:
“Hey Leute, wenn ich mal Dozent werde, dann behandle ich meine Studenten nicht so” - Diese Aussage erntete Gelächter. Alle kannten meine Noten und dieses Szenario galt damals als eher unwahrscheinlich.

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1. Der Anfang
Fast exakt 10 Jahre später im Oktober 2020 trat ich dann meine jetzige Tätigkeit als Dozent am Institut für Kommunikationsforschung an der TU Dresden an. Mittlerweile erkennt man, dass man alt ist, wenn man noch Präsenzlehre in der Uni hatte. Dementsprechend bin ich auch mit einem mulmigen Gefühl in das erste Seminar gegangen, welches komplett digital stattfand. Schwarze Bildschirme, Studierende die dich verhöhnen so nach dem Motto “was will der alte Knochen über Social Media erzählen” usw. Naja abgesehen von der ersten Veranstaltung, in der ich schon ein wenig nervös rangegangen bin, sollte sich das Semester mit den 31 Studierenden komplett konträr zu meinen eigenen, vergangenen Uni-Erfahrungen entwickeln.
Die Studierenden machten auf mich einen sehr herzlichen, offenen und konstruktiven Eindruck und waren irgendwie auch gefühlt sehr dankbar, dass Ihnen das stets geläufige Thema “Social Media” mal aus einer anderen Perspektive erörtert wurde. Dabei waren die Themen (Facebook Marketing) nicht immer spannend, aber essentiell. Man muss hier auch realistisch sein und das habe ich versucht den Studierenden näher zubringen. Social Media aus Publisher Perspektive ist ein kontinuierlicher Kampf (hin und wieder auch mal Krampf) um reichweiten, Engagement und Community. Zudem ist Social Media und der damit verbundene Lifestyle auch durchaus kritisch zu betrachten.
Auf Basis dieses Fundaments sind wir zusammen durch Themen wie Instagram und Influencer Marketing gegangen und haben über Facebook Ads und Tinder als Social Media Plattform debattiert. Die Studierenden im Kurs haben sich überraschenderweise sehr gut ins Seminar eingebracht und so haben wir gemeinsam wirklich gehaltvolle Veranstaltungen zusammen erlebt und es herrschte stets reger in- und output.

2. Die Prüfungen
Ende Januar ging es dann in die Prüfungsphase und nach den einzelnen Konsultationen hatten die Studierenden die Aufgabe, entweder einen Pitch oder ein Studententag-Konzept für eine Bar zu gestalten.
Von der Vielfalt der Prüfungsleistungen war ich sehr überrascht. Man hat echt gemerkt, dass die Studierenden wirklich mit Spaß bei der Sache waren und auch die im Seminar unterrichten Inhalte erstaunlich gut rezipiert haben. Ich habe da auch echt gern die ein oder andere Arbeit gelesen und die verdienten, guten Bewertungen ausgeteilt. Das ein oder andere Talent ist dabei. Ich hoffe derjenige bzw. diejenige nutzt die sich aus dem Seminar ergebende Chance. Ich bin gespannt...
3. Abstract
“Vielen Dank für das Seminar”. Ein kleiner Satz mit großer Wirkung. Dankbarkeit und Wertschätzung flanieren nun wirklich nicht immer einfach so zu einem zu. Das Feedback der Studierenden und Mitarbeitenden am IfK (vielen Dank für die Unterstützung an dieser Stelle) war wirklich gut. Hätte ich gar nicht gedacht, dass ich als Dozent besser performe als damals als Student. Das Alter bringt wohl die Erfahrung mit sich.
Dennoch ist die Dozententätigkeit für mich, neben dem stressigen Alltag in der Agentur, eine super Abwechslung, die mir wirklich viel Freude bereitet. Jedenfalls stehe ich freitags nun meist mit einem Lächeln auf den Lippen auf und freu mich auf das Seminar. Ich glaub man sollte alles was man macht mit Liebe machen, dann wird es meistens gut.
Seit Anfang März unterstützt uns nun auch Clara im Agenturalltag als Werkstudentin. Definitiv ein Gewinn für das Team. Und wenn dein Wunschpraktikant für den Sommer absagt, weil er von YouTube leben kann, dann weißt du, dass Social Media auch gnadenlos und unberechenbar dir gegenüber sein kann - Alles Gute an der Stelle.

Autor - Jens Piesker
Hat wahrscheinlich schon mehr Influencerinnen zu Marketingzwecken auf Instagram angeschrieben, als Frauen im realen Leben angesprochen