Jedes Jahr veröffentlicht Google sogenannte "Google Quality Rater Guidelines". Dieses, knapp 160 Seiten umfassende, Dokument dient als Leitfaden für die Mitarbeiter von Google die anhand dieser "Spielregeln" die Qualität der Suchergebnisse und Webseiten bewerten sollen. Dies sind interessante Infos im Bereich SEO, da man anhand dieses Leitfadens beurteilen kann, was Google als eine qualitativ hochwertige/niedrige Webseite bewertet. Heute zeige ich Euch die 8 wichtigsten Fakten, die Ihr aus der aktuellen Version vom 16. Mai 2019 mitnehmen solltet.

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(Bildquelle: wolterke - stock.adobe.com )

1. Der Zweck einer Webseite

Eine der zentralen Aspekte welcher sich durch die gesamte Guideline zieht, ist die Frage nach dem Zweck einer Webseite. Sogenannte Quality Rater prüfen die Seitenqualität (Page Quality, PQ) indem sie beurteilen, welchen Zweck eine Webseite hat und wie gut sie diesen erfüllt.

Webseiten müssen immer einen Nutzen für die User haben. Seiten die erstellt wurden um Nutzer zu täuschen oder ihnen Schaden zuzufügen, erhalten die niedrigste Bewertung ("Lowest PQ"). Sobald die Seite als hilfreich eingestuft wurde, heißt es nicht unbedingt, dass es dahingehend Qualitätsunterschiede zu anderen Seiten geben muss. Ein Beispiel: Eine wissenschaftliche Webseite muss nicht zwangsläufig von höherer Qualität sein als eine Seite, die nur der Unterhaltung dient. Sie können beide eine gute Bewertung erhalten, solange sie den jeweiligen Sinn der Seite gleich gut erfüllen.

Eine Seite kann verschiedene Zwecke erfüllen. Zum Beispiel den Austausch von Informationen, Produkte oder Dienstleistungen zu verkaufen, Medien zu teilen oder sich zu bilden und seine Meinung zu äußern.

Eine spezielle Kategorie von Webseiten sind sogenannte "Your Money or Your Life" Pages. Das sind Seiten, die laut Google das zukünftige Glück, die Gesundheit, die finanzielle Stabilität oder die Sicherheit des Users beeinflussen. Diese YMYL-Seiten sind z.B. Finanztransaktionsseiten, Rechtsseiten, Nachrichtenartikel oder öffentliche/offizielle Informationsseiten.

2. Content-Anforderungen

Google erwartet qualitativ hochwertigen Content, welcher hilfreich für die User ist und zur gestellten Suchanfrage passen muss. Google unterscheidet diesen Content in drei Kategorien.

  1. Main Content (MC) ist jener Inhalt, der direkt den Zweck der Webseite erfüllt. Der MC ist der Hauptinhalt - also der Inhalt, weshalb die Seite überhaupt existiert. Die Qualität vom MC spielt eine große Rolle bei der Bewertung der Seitenqualität.
  2. Supplementary Content (SC) dient als unterstützender zusätzlicher Neben-Content. Er ergänzt und vervollständigt den MC zum Beispiel durch weiterführende Links, verwandte Artikel, durch die Navigation oder auch durch eine Sidebar.
  3. Identifying Advertisements/Monetization (Ads) umfasst die Werbung und Monetarisierung innerhalb der Webseite. Werbung ist essentiell für die Finanzierung der Webseite. Das Fehlen oder Vorhandensein von Werbung ist kein Negativkriterium, solange es den MC nicht erheblich beeinträchtigt.

3. Was macht Seiten mit höchster Qualität aus?

  1. Main Content
    Der MC sollte mit einem hohen Zeitaufwand betrieben werden. Fachwissen sowie Fachtermini sollten ebenfalls verwendet werden, jedoch richtet sich dieses Wissen nach dem Verwendungszweck der Webseite. Des Weiteren gibt es für den optimalen Hauptinhalt einen hohen Standard an Genauigkeit, es sollten demnach keine inhaltlichen Fehler auftreten und der Content sollte für die jeweilige Zielgruppe relevant sein.
  2. Reputationswert (Bewertungen/Ruf)
    Qualitativ hochwertige Reputationen sind wichtig für das Niveau einer Webseite. Dies basiert oft auf Auszeichnungen und Empfehlungen. Aber auch positive Kundenbewertungen sowie die Benutzerfreundlichkeit einer Webseite sind entscheidend.
  3. E-A-T
    Für die Qualität einer Webseite ist ein hohes Maß an E-A-T (Expertise, Authoritativeness and Trustworthiness = Expertise, Maßgeblichkeit und Vertrauenswürdigkeit) erforderlich. Wichtig ist, vertrauensvolle Quellen anzuführen und Experten sprechen zu lassen. Eine medizinische Ratgeberseite sollte demnach auch nur Rat von Ärzten oder anderen medizinischen Fachkräften erteilen.

4. Was macht Seiten mit niedrigster Qualität aus?

Folgende Punkte sorgen dafür, dass Google Deine Webseite als qualitativ niedrig einstuft:

  • Zweck der Landingpage wird nicht erfüllt.
  • Es wird kein Fachwissen verwendet. Der Autor hat nicht genug Expertise vorzuweisen und dadurch geht die Vertrauenswürdigkeit der Webseite verloren.
  • Der MC ist nicht qualitativ hochwertig in Bezug auf die Relevanz, der Menge, des Fachwissens oder der Aktualität eines Themas.
  • Der MC ist kopiert.
  • Es wird durch Werbung eindeutig vom MC abgelenkt, wodurch dieser in den Hintergrund gerät.
  • Auf der Webseite überwiegen negative Kundenbewertungen.

5. Mobile Usability

Auch wenn nach wie vor viele Zugriffe von Desktop-Geräten stammen, sollte die mobile Version einer Webseite auf keinen Fall außer Acht gelassen werden. Die mobilen Zugriffe steigen weiter an und werden auch in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen.

Viele Webseiten haben Probleme mit der mobilen Version. Diese Probleme könnten sein, dass die Navigation innerhalb der Webseite nicht funktioniert weil der Bildschirm des Mobiltelefons zu klein ist oder Bilder falsch formatiert sind. Auch die Internetverbindung kann langsam und inkonsistent sein, wenn die Webseite nicht auf eine mobile Version angepasst wird.

Um solche Probleme zu vermeiden, solltest Du folgende Punkte beachten:

  1. Frag den User, ob er die mobile Version oder die Version des Desktops öffnen möchte. Achte aber darauf, dass die mobile Seite die gleich URL wie die Desktop Seite hat.
  2. Pass das Layout deiner Webseite auf mobile Endgeräte an (Stichwort: Responsive Webdesign). Mobile Bildschirme sind sehr viel kleiner als die Bildschirme eines Laptops.
  3. Optimiere Deine Ladezeit. Nach drei Sekunden Ladezeit springen über 53% Deiner Nutzer ab. Jede weitere Sekunde führt zu noch mehr Absprüngen. Um dies zu vermeiden und Deine Ladezeiten zu optimieren gibt es einige Tools, wie zum Beispiel PageSpeed Insights von Google oder GTmetrix.

6. Die verschiedenen Bewertungen

Es gibt verschiedene Arten von Anfragen und Ergebnissen aber der Prozess der Bewertung ist immer gleich: Needs Met rating task ask.

6.1 Fully Meets (FM)

Die Anfrage und der Benutzerbedarf müssen spezifisch, klar und eindeutig sein. Das Ergebnis muss für mobile Nutzer vollständig zufriedenstellend sein und erfordert einen minimalen Aufwand für die Nutzer. Alle oder so gut wie alle Benutzer sind zufrieden mit dem Ergebnis und sind nicht angewiesen noch weitere zusätzliche Informationen zu sammeln.

Fully Meets
(Quelle: Screenshot Google-Kurt Cobain)

Suchanfrage: [Wer war Kurt Cobain?]

Suchintention: Der Nutzer möchte herausfinden, wer Kurt Cobain war.

Need-Met-Rating: Die Bewertung dieser Suchanfrage wird als Fully Meets eingestuft, da der User durch den Snippet eine eindeutige Antwort auf die gestellte Frage bekommt, ohne im Inhalt nachlesen zu müssen.

6.2 Highly Meets (HM)

Sehr hilfreich für viele oder die meisten mobilen Benutzer. Einige Benutzer möchten vielleicht zusätzliche Ergebnisse sehen.

highly Meets
(Quelle: Screenshot Google- Dresdener Semperoper)

Suchanfrage: [Dresdener Semperoper]

Suchintention: Die Suchintention ist nicht ganz klar definiert. Was genau will der Nutzer erfahren? Die Adresse? Die Öffnungszeiten? Das Programm?

Need-Met-Rating: In diesem Fall weiß Google nicht genau, welche Informationen der Nutzer haben möchte. Aufgrund dessen wird der Nutzer zur Webseite der Semperoper geleitet, auf der man alle wichtigen Informationen erhält. Google bewertet diese Suchanfrage mit Highly Meets, weil der User eventuell nach der bestimmten Info innerhalb der Webseite suchen muss.

6.3 Moderately Meets (MM)

Hilfreich für viele Benutzer oder sehr hilfreich für einige mobile Benutzer. Einige oder viele Benutzer würden sich zusätzliche Ergebnisse wünschen.

Moderately Meets
(Quelle: Google Screenshot- city of angels)

Suchanfrage: [city of angels]

Suchintention: Nicht eindeutig. Möchte der Nutzer etwas über den Film erfahren? Das Musical? Den Song?

Need-Met-Rating: In diesem Fall bewertet Google die Suchanfrage als Moderately Meets, da zu viele verschiedene Suchintentionen möglich wären. Zu viele Ergebnisse sind möglich und der Nutzer ist gezwungen, sich zusätzliche Informationen zu suchen oder die Anfrage genauer zu definieren.

6.4 Slightly Meets (SM)

Hilfreich für weniger mobile Nutzer. Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Abfrage und dem Ergebnis, aber keine starke oder befriedigende Verbindung. Viele oder die meisten Benutzer würden sich zusätzliche Informationen wünschen.

slightly meets
(Quelle: Google Screenshot- Hot Dog)

Suchanfrage: [hot dog]

Suchintention: Der User möchte mit hoher Wahrscheinlichkeit etwas über Hot Dogs erfahren, eventuell Rezepte oder Kalorien.

Need-Met-Rating: Wenn ein User die Anfrage Hot Dog stellt, möchte dieser wahrscheinlich nichts über den Film erfahren. Deswegen bewertet Google dieses Suchergebnis als Slightly Meets, auch wenn Wikipedia eine größtenteils zuverlässige Quelle ist.

6.5 Fails to Meet (FailsM)

Entspricht gar nicht den Bedürfnissen von mobilen Nutzern. So gut wie alle Nutzer brauchen noch zusätzliche Informationen.

Fails to Meet
(Quelle: Google Screenshot- Obama)

Suchanfrage: [obama]

Suchintention: Der Nutzer möchte mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit etwas über den ehemaligen Präsident der Vereinigten Staaten, Barack Obama, erfahren.

Need-Met-Rating: Dieses Suchergebnis erfüllt in keinster Weise die Anfrage. So gut wie kein Nutzer wäre mit diesem Suchergebnis zufrieden. Deswegen bewertet Google dieses Ergebnis mit Fails to Meet.

7. Verschiedene Suchanfragen

Einige Anfragen haben mehrere Bedeutungen. Die verschiedenen Bedeutungen definiert Google durch Suchanfragenkategorien.

Die Dominante Bedeutung der Query (Anfrage) ist das, was die meisten Nutzer mit der Eingabe meinen.
Die Allgemeine Bedeutung der Query ist das, was viele oder einige Benutzer meinen.
Die Geringfügige Bedeutung der Query ist das, was nur wenige Nutzer meinen.

Beispiel:
Apple als Computermarke: Dominante Bedeutung
Apple als Frucht: Allgemeine Bedeutung
Apple als Stadt in Oklahoma: Geringfügige Bedeutung

Im Allgemeinem ist es sehr wichtig, die Query richtig zu verstehen. Dies ist der erste Schritt zur Bewertung der Anfrage.

Wenn die Query beispielsweise lautet: [population of paris], English(US) - ist die wahrscheinliche Userabsicht die aktuelle Bevölkerungsanzahl von Paris, Frankreich herauszufinden.

8. Die Suchintention der User verstehen

Die Nutzerintention ist entscheidend für die Keyword-Recherche. Sie enthält die Absicht eines Users, warum dieser auf eine Webseite zugreift (z.B. Organische Suche, SEA-Anzeigen oder andere Online-Marketing-Aktionen). Dies ist wertvolles Wissen für die Webseitenbetreiben im Bereich der Suchmaschinenoptimierung.

Das Verstehen der Suchintention ist entscheidend dafür, dass die Quality Rater mit der Bewertung der Suchergebnisse anfangen können. Dafür unterteilt Google in folgende Kategorien:

  • Know and Know Simple
    Diese Anfragen suchen eine spezielle und explizite Antwort auf eine Frage. Diese Antwort muss korrekt und vollständig sein.
  • Do and Device Action Queries
    Die Absicht einer Do-Anfrage ist es, eine Aktivität am Telefon durchzuführen. Das sind beispielsweise das Herunterladen einer App oder ein Einkauf in einem Online-Shop.
  • Website Queries
    Bei einer Webite-Abfrage möchte der User auf eine ganz bestimmte Webseite zugreifen.
  • Visit-in-Person Queries and User Location
    Diese Anfrage bezieht sich auf Mobiltelefone die Uns dabei helfen, eine persönliche Empfehlung für beispielsweise ein Restaurant, ein Cafe, oder eine Tankstelle zu erstellen. Vistit-in-Person Abfragen sollen demnach als Ziel einen persönlichen Besuch haben.

Zusammenfassung

  • E-A-T ist ein wichtiges Bewertungskriterium. Vertrauenswürdigkeit und Expertise gewinnen zunehmend an Bedeutung.
  • Wenn das Fachwissen des Autors fehlt, zweifeln die Nutzer die Glaubwürdigkeit der Webseite an.
  • Der professionelle Aufbau einer Webseite ist wichtig. Dazu gehört auch, eine funktionierende Version für mobile Endgeräte anzubieten um die Mobile Usability zu fördern.
  • Positive Reputationen sowie wertvolle externe Verlinkungen von Expertenseiten sorgen für eine gute Suchmaschinen-Platzierung und Google Bewertung.
  • Innovativer und wertvoller Content sind entscheidend für ein gutes Ranking und steigern außerdem den Mehrwert einer Webseite.
  • Es ist wichtig den MC durch SC zu unterstützen. Werbung stellt eine finanzielle Entlastung dar, sollte den MC aber nicht überschatten.
Bild von Julia

Autorin - Julia Gertig

braucht länger für den Inhalt ihrer Autorenbox als Stephen King für "ES".